Meine Welt in Bildern * Reise & Fotografie
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                                            Marokko

Der geheimnisvolle Arganbaum und seine goldenen Früchte

Der Arganbaum

Jeder der schon mal in Marokko war der kennt ihn. Den Arganbaum,  aus dessen Früchte das berühmte Arganöl hergestellt wird. Er wächst im südwestlichen Teil von Marokko und ist mit über 80 Millionen Jahren einer der ältesten Bäume der Welt. Nach fünf Jahren Wachstum trägt er die ersten Früchte. Die besten aber erhält man jedoch im Alter von 60 Jahren. Die Lebenserwartung liegt ca. zwischen 250 – 400 Jahren.  Er hat einen niedrigen Stamm aber dafür eine Krone von mehr als 70 m Umfang, dessen Äste sich bis auf den Boden herabneigen. Der Arganbaum wächst wild und übersteht äußerste Trockenheit und hohe Temperaturen bis über 50 Grad Celsius. Seine Früchte sind ölhaltig und sehen aus, wie eine Kreuzung aus Olive und gelber Pflaume. Für den Menschen sind die Früchte ungenießbar, denn sie haben einen bitteren Geschmack.

Die Früchte die herabgefallen sind und auf dem Boden liegen werden von den Schafen und Ziegen gefressen. Allerdings haben die Ziegen auch gelernt in die Baumkronen zu klettern und man kann sehen, wie sie zwischen den Dornen Blätter und Früchte rupfen. Ein Schauspiel das jeder schon mal gesehen hat in Marokko. Die Ziegen sind richtige Kletterkünstler und sitzen käuend in den Ästen. Aber auch Kamele fressen die Früchte des Arganbaumes. Für die Berber ist der Arganbaum eine wichtige Einkommensquelle. Man gewinnt aus den Früchten nicht nur das Arganöl sondern er gibt auch Tierfutter und Holz. Und gleichzeitig ist er auch ein Schutzwald gegen die Sahara. Leider ist er heute ernsthaft bedroht und der Bestand ging um ein Drittel zurück. Schuld daran waren manchmal extreme Dürren und durch die Armut bedingte Übernutzung. Aber mittlerweile macht man sich Gedanken darüber, wie man die Arganwälder nutzen und gleichzeitig schützen kann. Daraufhin sind einige Projekte entstanden, die zu verbesserten Methoden zur Verarbeitung der Produkte des Arganbaumes führen. Die UNESCO hat das Argangebiet Marokkos 1998 zum Biosphärenreservat erklärt. Dabei geht es darum, dass der Mensch die Biosphäre nutzen kann, ohne sie zu zerstören. 

Arganöl "Das Gold Marokkos"

Aus den Früchten des Arganbaumes stellt man das Arganöl her. Es ist eine mühsame Herstellung. Die reifen goldgelbenen Früchte können aber von den Berbern nicht gepflückt werden. Sie würden sich an den Dornen schwer verletzen. Also wartet man die Reifezeit ab bis sie von selbst herunterfallen. In dieser Zeit bleiben auch die Arganwälder vor Beweidung gesperrt.  Später werden sie vom Boden aufgelesen und zuhause auf den Dächern der Lehmhäuser luftgetrocknet. Diese Methode erlaubt es, die Früchte über Jahre hinweg einzulagern und je nach Bedarf Arganöl zu gewinnen. Die Arganherstellung ist gleichzeitig eine Freizeitbeschäftigung der Berberfrauen. In ihrer Freizeit, meistens einmal im Monat setzen sie sich zusammen und stellen in einem aufwendigen Verfahren das hochwertige Arganöl her. Als ich in Marokko war hatte ich die Gelegenheit den Berberfrauen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Es ist eine harte Handarbeit und für ein Liter Arganöl benötigen sie etwa 30 kg Früchte und arbeiten 8 Stunden daran. Zuerst schält man die Arganfrüchte. Man trennt die Nuss vom getrockneten Fruchtfleisch, in dem man es zwischen zwei Steinen zerquetscht. Das Fruchtfleisch lagert man ein und verwendet es später als hochwertiges Kraftfutter für die Tiere.

Die Argannüsse werden dann weiterverarbeitet. Zwischen zwei Steinen werden die Nüsse dann geknackt. Dabei achtet man genauestens darauf, dass die darin enthaltene Mandel nicht beschädigt wird. In der Argannuß befinden sich zwei bis drei kürbiskerngroße Mandeln, aus denen man das Arganöl presst. So einfach lassen sich allerdings die Argannüsse nicht aufbrechen, sie sind 15-mal so hart wie eine Haselnuss. Es gibt verschiedene Varianten Arganöl zu gewinnen. Traditionell werden die ölhaltigen Mandeln geröstet. Dadurch entsteht ein nussiges Ölaroma. Unter ständigem Rühren über einem kleinen offenen Holzfeuer findet das Rösten statt, dadurch bleibt die Qualität des Arganöls erhalten. Bei einer anderen Variante werden die Mandeln nicht geröstet. Das Arganöl bleibt dabei frei von Röstaromen und bleibt dadurch geschmacksneutral.  In einer handbetriebenen Steinmühle mahlt man anschließend die Mandeln. Der Brei, der aus der Mühle läuft, wird unter Zugabe von lauwarmem Wasser sorgfältig geknetet. Somit treibt man das Öl aus, was dann anschließend in Gefäße umgefüllt wird. Der braune Presskuchen, der zurückbleibt, wird auch wieder als hochwertiges Kraftfutter für die Tiere verwendet. Manche Berber verkaufen ihn auch im örtlichen Souk. Da nichts weggeworfen wird, werden sogar die Nussschalen zum Heizen benutzt. So ist doch alles nutzbar, was der Arganbaum hergibt.

 

Die Berber in Marokko verwenden ihr Arganöl nicht nur als Speiseöl. Sie kennen die medizinische Wunderkraft ihres Öls schon lange. Es gilt schon immer als Lebenselexier, das die Gesundheit erhält und die Schönheit bewahrt. 

 

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